Hallöchen!
Die Tage ziehen so dahin. Mittlerweile habe ich
meinen
vierten Arbeitstag hinter mich gebracht. Seit Mittwoch arbeite ich
mit Sven und
Daniel in einer „Citrus Nursery“. Das ist ein Betrieb, in dem
Orangen- und
Zitronenpflanzen aufgezogen und dann weiterverkauft werden. Wir
arbeiten auf
Contrakt-basis. Das bedeutet, dass wir für Masse und nicht für
Zeit bezahlt
werden. Unser Job ist das Einpflanzen der saplings (Sprösslinge)
in
Plastiktöpfe. Pro Topf bekommen wir 14 Cent. Das mag im ersten
Augenblick viel
klingen, bedeutet aber im Klartext, dass wir ungefähr 10 - 15
Sekunden für eine
Pflanze haben, um im Endeffekt auf ein angenehmen Endgeld zu
kommen.
Andererseits spornt diese Art der Bezahlung natürlich sehr zur
Perfektionierung
der eigenen Arbeitsschritte an. Und so kam es, dass wir den
vorherigen Einpflanzrekord
um sage und schreibe 1415 Pflanzen überboten haben!!! Wir haben an
einem Tag zu
dritt in 8 Stunden 3315 Pflanzen eingepflanzt! Damit kommen wir
auf einen
Tageslohn von ca. 150 NZ$ pro Person. Da soll mal einer sagen, wir
Deutschen
könnten nicht schuften. Es ist zwar anstrengend, aber die Erfolge
spornen immer
weiter an. Zudem sind unsere Arbeitgeber supernett. In den Pausen
gibt’s Schwarztee
und selbstgebackene Kekse. Sie versuchen es einem so angenehm wie
möglich zu
machen und haben uns sogar einen ganzen Sack Orangen geschenkt.
Noch nie ist
mir ein solches Geschmackserlebnis durch Orangen zuteil geworden.
Am coolsten ist jedoch ihr 34 jähriger Sohn Tim. Seit
seinem 16.
Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl, weil er einen Motorradunfall
hatte. Er sieht
aus wie Channing Tatum, klingt wie ein Unterbildsprecher und ist
ein lebensfroher
Zeitgenosse. Wir verstehen uns einfach super. Nachdem ich ihm
meine Musik auf
einem Stick mitgebracht habe, hat er mich mit in seine
Hobbywerkstatt genommen.
In seiner Freizeit baut er aus Motorradmotoren Carts. Das sind
Strandbuggy-ähnliche
Autos, mit denen er bis auf 190 km/h beschleunigen kann! Er ist so
beeindruckend. Trotz seines zerstörten Körpers ist er so lebendig
und eine
absolute Bereicherung. Ich
wünschte
manchmal, ich würde ihn mehr verstehen, aber die Neuseeländer
sprechen leider
oft, als hätten sie Steine im Mund. Man muss richtiggehend
warmwerden, bevor
man das meiste versteht. Mittlerweile weiß die Familie aber, dass
die ersten
beiden Stunden des Tages für uns eine große Herausforderung
darstellen. Sie
wiederholen das Gesagte jedoch sehr geduldig.
Witzig war, als wir heute voller Erstaunen
gefragt wurden,
warum wir deutschen denn rohes Fleisch essen würden. Für die
Neuseeländer ist
es absolut undenkbar, Gehacktes pur auf´s Brötchen zu machen. Wir
wurden sogar
gefragt, ob uns denn der Blutgeschmack nicht abschrecken würde.
Wir haben uns (nicht
ganz ohne heimlichen stolz), ein wenig wie Barbaren gefühlt.
Das Wetter ändert sich wie üblich von Stunde zu
Stunde. Man
kann sich aber gut daran gewöhnen. Dieses Wochenende holt sich Tom
endlich ein
Auto, sodass wir die Strände abklappern können.
Wörter des Tages: „smoko“ für Raucherpause und
„breaking the
habit“.
Cheers
Robert