Donnerstag, 29. August 2013

So muss es sein!

Hallöchen!
Die Tage ziehen so dahin. Mittlerweile habe ich meinen vierten Arbeitstag hinter mich gebracht. Seit Mittwoch arbeite ich mit Sven und Daniel in einer „Citrus Nursery“. Das ist ein Betrieb, in dem Orangen- und Zitronenpflanzen aufgezogen und dann weiterverkauft werden. Wir arbeiten auf Contrakt-basis. Das bedeutet, dass wir für Masse und nicht für Zeit bezahlt werden. Unser Job ist das Einpflanzen der saplings (Sprösslinge) in Plastiktöpfe. Pro Topf bekommen wir 14 Cent. Das mag im ersten Augenblick viel klingen, bedeutet aber im Klartext, dass wir ungefähr 10 - 15 Sekunden für eine Pflanze haben, um im Endeffekt auf ein angenehmen Endgeld zu kommen. Andererseits spornt diese Art der Bezahlung natürlich sehr zur Perfektionierung der eigenen Arbeitsschritte an. Und so kam es, dass wir den vorherigen Einpflanzrekord um sage und schreibe 1415 Pflanzen überboten haben!!! Wir haben an einem Tag zu dritt in 8 Stunden 3315 Pflanzen eingepflanzt! Damit kommen wir auf einen Tageslohn von ca. 150 NZ$ pro Person. Da soll mal einer sagen, wir Deutschen könnten nicht schuften. Es ist zwar anstrengend, aber die Erfolge spornen immer weiter an. Zudem sind unsere Arbeitgeber supernett. In den Pausen gibt’s Schwarztee und selbstgebackene Kekse. Sie versuchen es einem so angenehm wie möglich zu machen und haben uns sogar einen ganzen Sack Orangen geschenkt. Noch nie ist mir ein solches Geschmackserlebnis durch Orangen zuteil geworden.
Am coolsten ist jedoch ihr  34 jähriger Sohn Tim. Seit seinem 16. Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl, weil er einen Motorradunfall hatte. Er sieht aus wie Channing Tatum, klingt wie ein Unterbildsprecher und ist ein lebensfroher Zeitgenosse. Wir verstehen uns einfach super. Nachdem ich ihm meine Musik auf einem Stick mitgebracht habe, hat er mich mit in seine Hobbywerkstatt genommen. In seiner Freizeit baut er aus Motorradmotoren Carts. Das sind Strandbuggy-ähnliche Autos, mit denen er bis auf 190 km/h beschleunigen kann! Er ist so beeindruckend. Trotz seines zerstörten Körpers ist er so lebendig und eine absolute Bereicherung.  Ich wünschte manchmal, ich würde ihn mehr verstehen, aber die Neuseeländer sprechen leider oft, als hätten sie Steine im Mund. Man muss richtiggehend warmwerden, bevor man das meiste versteht. Mittlerweile weiß die Familie aber, dass die ersten beiden Stunden des Tages für uns eine große Herausforderung darstellen. Sie wiederholen das Gesagte jedoch sehr geduldig.
Witzig war, als wir heute voller Erstaunen gefragt wurden, warum wir deutschen denn rohes Fleisch essen würden. Für die Neuseeländer ist es absolut undenkbar, Gehacktes pur auf´s Brötchen zu machen. Wir wurden sogar gefragt, ob uns denn der Blutgeschmack nicht abschrecken würde. Wir haben uns (nicht ganz ohne heimlichen stolz), ein wenig wie Barbaren gefühlt.
Das Wetter ändert sich wie üblich von Stunde zu Stunde. Man kann sich aber gut daran gewöhnen. Dieses Wochenende holt sich Tom endlich ein Auto, sodass wir die Strände abklappern können.
Wörter des Tages: „smoko“ für Raucherpause und „breaking the habit“.
Cheers
Robert

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